Nicht ganz zufällig spielt die Idee des Fensters eine erhebliche Rolle in der Bildauswahl und den Kompositionen der Fotografin – sind doch Fenster in der Lage Distanzierung, Ausblick und Eingang zu Räumen auch symbolisch abzubilden, sie sind Display und Schatulle. Fenster haben Aspekte des Unerreichbaren und des Voyeuristischen, sie sind interpretierbar als Zeichen der Abgeschlossenheit, der Sehnsucht und der Verweigerung…

 

Carsten Reinhold Schulz

 

 

 

 

Fast allen Fotos ist zu eigen, dass sie Arten von „Beschädigungen“ und die fortschreitende Vergänglichkeit des einstmalig Erschaffenen zeigen:

 

 

Wasser, – also Kalk -, Rost -, Farb -, oder einfach nur Zeit – Spuren, Risse und Sprünge.. die man betrachten kann… Unebenheiten, oder sich in Metamorphose befindendes, seine Struktur verlierendes, das einen auf eher unauffällige Weise häufig an Fenstern, Türen oder auch Treppenstufen begegnet, welches man meist übersieht und achtlos an all dem vorüber geht.

 

 

Dies auf sich Selbst-Zurückgeworfen-Werden, der sich in manchen Fensterscheiben auf der Gegenseite reflektierenden Gegenstände, spielt eine nicht unwichtige Rolle in diesen Arbeiten, die das Vergängliche und ja, ebenso das Verletzte, das Beschädigte, das Nichtperfekte immer wieder bildhaft zum Ausdruck bringt.
Dennoch, oder gerade deswegen wohnt den beinahe alltäglichen Abbildungen ein eigener Zauber inne, eine traurige Poesie, – hat man sie doch auf diese Weise noch selten betrachtet.

Im gezeigten gleichnamigen Video „Zeitfenster“

ist ein junger Mann zu sehen, der erst sehr in sich selbst und die Inhalte seines Handys versunken scheint, dann, gegen Ende der Strecke hin, plötzlich wacher, interessierter, und bereiter, sich mit seiner Umwelt und dem Geschehen um ihn herum auseinander zu setzen und aufmerksamer zu betrachten.

Was fliegt da auch alles Sichtbares auf ihn ein: „Bizarre Industrieanlagen, bunt marode Brückenpfeiler, Wegstreckennummern und wieder einmal Fensterspiegelungen des scheinbaren Geschehens auf der Gegenseite,“ die sich mit den Farben und komplexen Industrieanlagen auf seiner „Hauptstrecke“ zu verbinden scheinen und so zu einem Farb- und Gebäudegewirr vereinen, das dem Zuschauer seine ganze Aufmerksamkeit
abverlangen und dennoch in spielerischer Leichtigkeit, so ganz nebenbei, einen ganz eigenen Zauber verbreitet…